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Verbraucher Aktuell

Arzneimittelrückstände                                                                                                        © Heiko Küverling, fotolia
im Wasser

    Sind unsere Gewässer noch zu retten?

Ja, sagt die EU und legt jetzt ein      wiesen. Darunter auch resistente Kei-   ben zur Finanzierung der Entsorgung,
    Strategieprogramm gegen die         me, die durch intensive Verabreichung   einer besseren Trinkwasseraufberei-
    Verseuchung der Gewässer durch      von Antibiotika in der landwirtschaft-  tung mit speziellen Filtern, kleineren
Arzneimittelrückstände auf. Zu den      lichen Massentierhaltung über den       Arzneimittelpackungen, um größe-
Hauptzielen gehört die Durchsetzung     Tierkot in den Boden und die Gewässer   re Reste zu vermeiden, bis hin zur
eines sorgfältigeren Umgangs mit        gelangen. Hinzu kommt die immer         Inpflichtnahme der Pharmaindustrie.
Medikamenten, z. B. kleinere Verpa-     noch zu häufig angewandte Verord-       Das neue Strategiepapier der EU zum
ckungen zu verschreiben. Auch soll      nung von Antibiotika beim Menschen.     Schutz der Gewässer vor Arznei-
die Forschung umweltschonender          Die Arzneimittelreste in ausgeschiede-  mittelrückständen ist ein erneuter
Arzneimittel vorangetrieben werden,     nem Kot und Urin und auch über den      Anlauf, des Problems Herr zu wer-
Arzneimittelabfälle sollen generell     unbedacht entsorgten Medikamenten-      den. Doch die Maßnahmen, wie der
reduziert und die Risiken der Um-       abfall verursachen langfristig große    Einsatz spezieller Trinkwasserreini-
welteinflüsse von Medikamenten-         Schäden mit unübersehbaren Folgen       gungstechniken sowie geeigneter
resten besser erforscht werden.         für Natur und Mensch. Fische und        Entsorgungswege, sind teuer. Schwer
Diese Maßnahmen sind längst fällig,     Landtiere sind in ihrer Fortpflanzung   durchsetzbar wird wohl auch eine
denn die Gewässer in Europa leiden      immer häufiger beeinträchtigt. So kön-  Beteiligung der Pharmaindustrie an
schon seit Langem unter Arzneimit-      nen Hormonrückstände in den Gewäs-      der Entsorgung von Arzneimittelresten
telrückständen. Darunter Blutdruck-     sern und im Boden männliche Tiere       sein. Auch die intensive Landwirt-
senker, Betablocker, Antiepileptika,    unfruchtbar machen oder die Fort-       schaft mit ihrer von Medikamenten
Antibiotika und verschiedenste          pflanzungsorgane von weiblichen Tie-    und Antibiotika unterstützten Mas-
Schmerzmittel. Mögen die nachge-        ren schädigen. Auch das Verhalten der   sentierhaltung wird nicht von heute
wiesenen Konzentrationen nach den       Tiere im Wasser und an Land verän-      auf morgen adäquat begrenzt werden
Erkenntnissen der Weltgesundheits-      dert sich, was den natürlichen Ablauf   können. Der Verbrauch von Medika-
organisation (WHO) noch kein Risiko     ihres Lebens nachhaltig negativ beein-  menten wird letzlich ebenfalls nicht
für die Menschen darstellen, so ist es  trächtigt. Die weitreichenden Folgen    sinken. Was jedem Einzelnen bleibt,
doch traurig, dass Fische mittlerweile  für den Menschen sind unabschätzbar.    um die Gewässer zu schützen, ist die
von Schmerzmitteln vergiftet werden.    Die Entsorgung von Arzneimittel-        Möglichkeit, seine Medikamenten-
Das Umweltbundesamt (UBA) hat ak-       resten ist schon seit etlichen Jahren   reste direkt in der Apotheke abzu-
tuell deutschlandweit in mehr als 150   Thema und flammt von Zeit zu Zeit       geben und zu hoffen, dass das EU-
Gewässern Arzneiwirkstoffe aus ver-     immer wieder auf. Die Vorschläge        Strategiepapier bald Wirkung zeigt.
schiedensten Medikamenten nachge-       reichen u. a. von Arzneimittelabga-
                                                                                Quelle: Newsletter Ärzteblatt, 12. März 2019

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