Page 20 - FM_OL_4-2020_FlipBook
P. 20
Verbraucher und Recht
© iStock.com/undrey
© iStock.com/romrodinka
Nur ein Klick
Sollten Sie selbst betroffen sein,
können Sie Schadensersatzan-
sprüche geltend machen und auf
Die Risiken und Nebenwirkungen von jedoch einen Strafantrag bei der
Unterlassen klagen. Sie müssen
Schnappschüssen mit dem Smartphone Das Recht am eigenen Bild ist
Polizei stellen.
ein Persönlichkeitsrecht und steht
auch Kindern zu.
Zum Schutz der Intimsphäre ist an be-
ast jeder hat heutzutage ein stimmten Orten das Fotografieren voll- Bis zum siebten Lebensjahr entschei-
Smartphone und damit immer und kommen untersagt. So ist es zum Bei- den die Eltern bzw. die Erziehungsbe-
Füberall auch eine Kamera griffbe- spiel nicht erlaubt, auf Toiletten oder rechtigten, ob ein Foto veröffentlicht
reit. Schnell – und oft sehr unauffäl- in Freibädern zu fotografieren. Das werden soll oder nicht. Zwischen dem
lig – sind Schnappschüsse und Erinne- Strafgesetzbuch belegt die Verbreitung achten und dem 17. Lebensjahr besteht
rungen im Telefon. Und fast genauso von Bildern, die Menschen zum Bei- die sog. Doppelzuständigkeit; sowohl
schnell auch im Internet. spiel in einer hilflosen Lage oder nackt die Eltern als auch das Kind müssen
zeigen, mit einer Freiheitsstrafe von bis mit der Veröffentlichung einverstanden
Dabei gilt es jedoch einiges zu zu zwei Jahren, § 201a StGB. sein. Der Gesetzgeber geht davon aus,
bedenken! dass in der Regel mit der Vollendung
Fotografieren Sie aber unabsichtlich des 14. Lebensjahrs die „Einsichtsfähig-
In Deutschland gilt das Recht am eige- einen Passanten, während Sie bei- keit“ gegeben ist, selbst die Entschei-
nen Bild. Damit ist die informationelle spielsweise eine Sehenswürdigkeit in dung über die Veröffentlichung treffen
Selbstbestimmung verfassungsrecht- den Fokus nehmen, stellt das keinen zu können. Im Zweifelsfall sollten aber
lich verankert. Jeder Abgebildete hat Verstoß des Rechts am eigenen Bild die Eltern befragt werden.
das Recht, über die Verwendung seines dar. Ähnliches gilt für Personen des
Bildes selbst zu bestimmen und die öffentlichen Lebens. Grundsätzlich sollten sich Eltern
Veröffentlichung zu versagen. Dieses bewusst sein, welche Risiken sie
Recht schützt die Privatsphäre und Auch der Versand eines Fotos durch eingehen, wenn sie „kurz mal“ einen
steht jedem Einzelnen auch noch nach die sozialen Medien, zum Beispiel Schnappschuss ihrer Lieblinge in
dem Tod zu. durch Whatsapp, gilt als „Verbreitung“ sozialen Medien veröffentlichen.
eines Bildes im Sinne des KUG (Gesetz Denn diese Bilder können immer
Das bedeutet, dass Sie immer die Zu- betreffend das Urheberrecht an Werken wieder abgerufen, heruntergeladen,
stimmung der zu fotografierenden Per- bildender Künste und der Fotografie, unbegrenzt weiterverbreitet und auch
son benötigen – unabhängig davon, ob kurz Kunsturhebergesetz). Damit ist zweckentfremdet werden. Es wird
das Foto später veröffentlicht wird oder klar, dass es einer Einverständniserklä- deshalb dringend empfohlen, auf die
nicht! Das Recht am eigenen Bild ent- rung vor der Verbreitung bedarf. Verstö- Privatsphäre-Einstellung des genutzten
fällt auch nicht bei Gruppenfotos. Le- ße können mit Sanktionen geahndet Social-Media-Dienstes zu achten. Die
diglich bei Versammlungen und Groß- werden. Das KUG sieht eine Freiheits- Internet-Beschwerdestelle empfiehlt
veranstaltungen gibt es Sonderregeln. entziehung von bis zu einem Jahr vor. insbesondere:
20