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FAMILIENMAGAZIN OLDENBURG 2 | 2018                                                     Kolumne

                                                                                                © Freepik.com

Wir sind dann mal weg …

… oder auch nicht! Denn: Familienurlaub sollte von            Kinder hat, kann sich
Anfang an Spaß machen dürfen! Dummerweise klappt              den nun folgenden
das mit Flieger und Bahn recht selten.                        Urlaubstag vorstellen …

Stressfreien Luxus versprach die richtig teure All-inclusi-   Tag Nummer drei begann
ve-Buchung bei einem bekannten Reiseveranstalter mit          dann dank Kopfschmerz-
drei Buchstaben. Sieben Tage lang, so der Plan, wollten       tabletten recht vielver-
wir mit zwei Erwachsenen und drei Kindern unter vier          sprechend, bis Mia sich auf
Jahren auf Teneriffa gnadenlos ausspannen. Um den             der Rutsche des hoteleigenen
Luxus zu toppen und eine Mütze voll Schlaf zu bekom-          Spielplatzes an einem heraus-
men – denn der Flieger sollte morgens um acht Uhr von         stehenden Nagel den Oberschen-
Hannover aus starten –, buchten wir vorab eine Hotel-         kel aufratschte und meine Haut nach
unterkunft in unserer schönen Landeshauptstadt.               einem Bad im Hotelpool Blasen warf … – Ich
Leider konnte man auch in dieser Herberge jedoch kein         möchte an dieser Stelle nun nicht mehr darüber reden,
gemeinsames Zimmer für uns fünf zur Verfügung stellen         wie es weiterging, denn es ging so weiter … statt braunge-
(Maximalbelegung pro Zimmer in allen angefragten Hotels       brannt und gut gelaunt saßen wir am siebten Tag der Reise
= zwei Erwachsene und zwei Kinder!!! L), was ausreichend      morgens um vier Uhr emotional und körperlich vollkom-
kriminelle Energien in uns freisetzte, um unser jüngstes      men ruiniert wieder im Shuttle zum Flughafen … Ich habe
Reiseteam-Mitglied (14 Monat alte) in einem großen Reise-     mich selten so gefreut, wieder nach Hause zu kommen.
koffer am Portier vorbeizuschmuggeln JJJ.                     Ja, und haben Sie schon einmal versucht, mit zwei Kleinkin-
In der Summe wäre nun alles ganz prima gewesen, hätte         dern und als Begleitung einer schwerbehinderten Person
man uns nicht morgens um vier Uhr per SMS mitgeteilt,         mit der Deutschen Bahn von Norddeutschland nach Italien
dass die Abflugzeit sich auf 17 Uhr verschieben würde.        zu reisen? Mia, Berti, meine querschnittsgelähmte Freundin
Urlaubstag Nummer eins war damit also schon mal im            Susanne und ich haben es in den Osterferien geschafft! –
Eimer und 200 Euro fürs Übernachten umsonst investiert.       Allerdings erst, nachdem wir unsere Zugverbindungen
Um elf Uhr checkten wir zwangsweise aus dem Hotel aus,        komplett alleine zusammengestellt hatten. Die Fahrplanung
vergnügten uns bis 15 Uhr im Hannoveraner Nieselregen,        der DB hatte nämlich vorgesehen, dass ich am Brenner mei-
nahmen schließlich, allesamt leicht durchfeuchtet und         ne drei Mitreisenden im Zug zurücklasse, um innerhalb von
schwer genervt, im überfüllten Flieger unsere Plätze ein,     zehn Minuten auf dem mir fremden Bahnhof Tickets nach-
und ab ging es auf die Startbahn. – Dummerweise stan-         zulösen, die angeblich von Deutschland aus nicht buchbar
den wir dort drei Stunden später immer noch, und zwar in      waren. Auf der Rückfahrt hätten wir auf dem Münchner
affenartiger Hitze, mit gefühlten null Prozent Sauerstoff,    Hauptbahnhof genau eine sportliche Minute zum Umsteigen
klebrigem Haar, müffelnden Shirts, leeren Trinkflaschen und   mit Gleiswechsel gehabt. Und wie das mit dem Freiticket für
vollgekrümelten Sitzen, einem irren Gewimmel von Kin-         die Reisebegleitung einer behinderten Person geht, wusste
dergeschrei, hustenden Senioren und überforderten Kabi-       vor Ort auch erst der dritte Schalterbeamte. – Thank you for
nenbegleiterinnen. Es war dann auch schon irgendwie egal,     travelling with Deutsche Bahn. – Ganz prima! Der Service-
als Berti sich vor Stress auf mein Handgepäck erbrach … –     himmel sieht leider komplett anders aus!
Um ein Uhr nachts landeten wir durchgefroren in Teneriffa,    In diesem Sommer haben wir allerdings gute Karten, einer
denn als kleines Kontrastprogramm zum Zwangssaunen            Urlaubs-Retraumatisierung zu entkommen: Wir nutzen den
hatte man uns während des Fluges selbst per Klimaanlage       Nordseestrand, ein Heuhotel in Butjadingen und bei Schiet-
quasi schockgefrostet, um drei Uhr dreißig hielt das Shuttle  wetter eine coole Spielscheune. Und wenn uns was nicht
vor unserem Hotel. Um fünf Uhr lagen wir alle hungrig, mit    passt, fahren wir einfach schnell wieder nach Hause …
Kopfschmerzen und laufenden Nasen im Bett. Um sieben          Entspannte Ferien wünscht
Uhr begann die Putzcrew auf dem Flur mit der Arbeit …
Also fünf Leute wach – alle erkältet und übermüdet. Wer       	 Eure Tina

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