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Verbraucher Aktuell




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                        Warum sollte ich bewusster Fleisch essen?






             Wie wir mit unserer Ernährung




                 unsere Umwelt beeinflussen















           s gibt viele Gründe, darüber                      Von Dr. rer. nat.   dukte Krebs auslösen können, wurden
           nachzudenken, in Zukunft den                      Martine Berger,    sie bereits von der Weltgesundheits-
      EFleischkonsum zu reduzieren oder                      Institute for Che-  organisation WHO 2015 der Gruppe
       sich vegetarisch oder vegan zu ernäh-                 mistry and Biology  1 „krebserregend“ zugeordnet,  und
                                                                                                          4
       ren. Mehr Gemüse, Obst, Getreide und                  of the Marine En-  damit in die gleiche Stufe wie Tabak-
       Nüsse anstatt Fleisch zu essen, hat                   vironment (ICBM),  waren. Unverarbeitetes rotes Fleisch
       nicht nur einen positiven Effekt auf die              University of      hingegen (Muskelfleisch von Rind,
       Gesundheit, sondern auch die Umwelt.                  Oldenburg          Schwein, Schaf, Pferd oder Ziege)
                                                                                haben die Forscher in die Gruppe 2 A
       Im Jahr 2019 wurden in Deutschland                                       „wahrscheinlich krebserregend für den
       pro Person rund 59,5 Kilogramm                                           Menschen“ eingestuft.  Der Verzehr von
                                                                                                   4
       Fleisch verzehrt.  Bei mehr als der   1. Ein täglicher Verzehr           Fleischwaren führt nach Berechnungen
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       Hälfte der konsumierten Fleischmenge                                     des Global Burden of Disease Project
       handelt es sich um Schweinefleisch.   von rotem Fleisch verkürzt         jährlich zu 34.000 Krebstodesfällen
       Dieser hohe Fleischkonsum des        die Lebenserwartung                 und der Verzehr von rotem Fleisch
       Menschen führt zu einer intensiven                                       jährlich zu 50.000 Krebstodesfällen.
       Landwirtschaft und Massentierhaltung   Regelmäßiger Fleischkonsum erhöht   Aber auch Infarkt, Schlaganfall, Gefäß-
       und zu gravierenden Folgen für unsere   das Risiko für Herzinfarkt, Schlag-  verkalkung und Bluthochdruck treten
       Gesundheit und unsere Umwelt. Für die   anfall, Diabetes und verschiedene   häufiger bei Menschen auf, die oft
       Herstellung dieser enormen Mengen    Krebsleiden.  Besonders der Verzehr   und viel Fleisch essen. Dies liegt an
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       an Fleisch brauchen wir nicht nur    von verarbeiteten Fleischwaren stellt   der vermehrten Aufnahme tierischer
       Ackerflächen und Wasserressourcen,   ein gesundheitliches Risiko dar. Mit   Fettsäuren, aber auch an der erhöhten
       wir verbrauchen Energie für Herstel-  verarbeitetem Fleisch ist solches ge-  Zufuhr von Salz, Nitriten und Eisen.
       lung, Lagerung und Transport und     meint, das zum Beispiel durch Salzen,
       verwenden Medikamente, Dünge- und    Fermentieren, Räuchern oder Pökeln   2. Bedrohung der biologi-
       Pflanzenschutzmittel, die die Umwelt   haltbar gemacht wird, wie Salami,
       belasten. Die Deutsche Gesellschaft   Schinken oder Würstchen.  Besonders   schen Vielfalt durch die
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       für Ernährung (DGE) empfiehlt seit   das Risiko für Dickdarmkrebs steigt,   intensive Landwirtschaft
       vielen Jahren, wöchentlich nicht     da bei der Erhitzung aus dem Nitrit-
       mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch   pökelsalz krebserregende Nitrosamine   Um neuen Raum für Plantagen, Felder
       und Fleischwaren zu verzehren; die   und polyzyklische aromatische Kohlen-  oder Weiden zu schaffen, werden die
       deutsche Bevölkerung isst im Schnitt   wasserstoffe entstehen. Eine tägliche   natürlichen Ökosysteme zerstört. Mo-
       deutlich mehr, Männer verzehren im   Portion verarbeitetes Fleisch von 50   nokulturen mit großflächigem Pestizid-
       Schnitt fast 1.100 Gramm Fleisch pro   Gramm erhöht das Krebsrisiko bereits   und Herbizid-Einsatz bieten keinen Le-
       Woche, Frauen knapp 600 Gramm.       um 18 Prozent.  Da diese Fleischpro-  bensraum für Tiere und Wildpflanzen.
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