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Wissen und Umwelt                           © iStock.com/leonello












                                                                                       Von Dr. rer. nat. Martine Berger,
                                                                                       Institute for Chemistry and Bio-
                                                                                       logy of the Marine Environment
                                                                                       (ICBM), University of Oldenburg


                                                                   EXPERTEN-BEITRAG

                 Wasser –                                                       schen und damit auch der Bedarf an


                                                                                Süßwasser und Nahrungsmitteln (5).
        unser Lebenselixier                                                     Für die Erzeugung von Lebensmit-
                                                                                teln ist die Landwirtschaft mit einem
                                                                                Verbrauch von 75 % der Wasservorräte
                in Gefahr                                                       weltweiter Spitzenreiter. Für 1 Kilo-
                                                                                gramm Rindfleisch werden über 15.000
                                                                                Liter Wasser benötigt (6). Zudem ge-
                                                                                fährden der Einsatz von Pestiziden und
                                                                                die Überdüngung die Wasservorräte.
                                                                                Bis zu 90 % aller Abwässer weltweit
              asser ist der Urstoff des Le-  weniger entwickelten Ländern um den   werden nicht wieder gesäubert und
              bens. Ohne Wasser wäre unsere   Kauf von Wasserlizenzen, um das in   aufbereitet, sondern fließen zurück
       WErde eine Wüste ohne Pflanzen,      Plastikflaschen abgefüllte Trinkwasser   in den Wasserkreislauf und belasten
       Tiere und Menschen. Unser Körper be-  teuer zu verkaufen.                somit unsere Umwelt und die Trink-
       steht zu zwei Dritteln aus Wasser. Eine                                  wasservorräte (7).
       gute Wasserversorgung der Organe und   Verschärfung durch den
       Zellen bildet die Grundlage für Gesund-                                  Die immer großflächigere Oberflächen-
       heit und Leistungsfähigkeit.         Klimawandel                         versiegelung verhindert zunehmend
                                                                                das Versickern von Regenwasser und
       Obwohl 71 % der Erdoberfläche von    Der Klimawandel verschärft die unglei-  damit das Auffüllen der Grundwasser-
       Meeren, Seen, Flüssen, Bächen, Glet-  che Verteilung des Wassers. Er führt   vorräte, die eine existenzielle Ressour-
       schern und Polareis bedeckt sind, sind   zu häufigeren und extremeren Wet-  ce für unser Trinkwasser sind.
       gerade mal 2,6 % des Wassers Süß-    terereignissen wie Hitzewellen oder
       wasser und nur 0,3 % der weltweiten   Starkregenfällen. Auf der einen Seite   Zunahme der Belastungen
       Wasservorräte sind als Trinkwasser   extreme Überschwemmungen und auf
       nutzbar (1).                         der anderen Seite Versteppung und
                                            damit einhergehende Ernteausfälle (2).  Die gesundheitsschädliche Belas-
       Ungleiche Verteilung                                                     tung der nur begrenzt zur Verfügung
                                            Bedarf an Wasser steigt             stehenden Süßwasservorräte nimmt
                                                                                immer mehr zu.
       Wasser ist in manchen Gebieten der
       Erde rar. Dies liegt an der ungleichen   Die Weltbevölkerung wächst
       Verteilung von Süßwasser. Wir leben in   jährlich um 80 Millionen Men-
       unseren Breiten in einem Trinkwasser-
       paradies, aber mehr als zwei Milliarden
       Menschen haben nach Angaben der
       UNESCO keinen Zugang zu Wasser in
       Trinkqualität (2). Infolgedessen sterben
       jährlich 3,5 Millionen Menschen an
       einer Krankheit, die mit verunreinigtem
       oder mangelndem Wasser in Zusam-
       menhang steht (3). Das Recht auf sau-
       beres Trinkwasser hat die UN im Jahr
       2010 als grundlegendes Menschen-
       recht definiert (4). Jedoch konkurrieren
       Weltkonzerne wie Nestlé vor allem in                                                   © iStock.com/Markus Volk


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