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FAMILIENMAGAZIN OLDENBURG 3 | 2021
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Ernährung: ieder Freiwillige Selbstverpflichtung
keine
Wgute der Industrie funktioniert nicht
Hände weg Nachricht an Besonders alarmierend: Die aktuelle Studie umfasst
der Ernährungs-
front: Fast alle Produkte von 16 Lebensmittelkonzernen, die sich bereits
von Kinder- Lebensmittel, 2007 einer Selbstverpflichtung zu verantwortungsvolle-
die speziell für
rem Kindermarketing angeschlossen haben. Dazu gehören
Kinder herge-
die Riesen Nestlé, Danone und Unilever. Foodwatch hat
stellt werden, weiter herausgefunden, dass sogar 10 der 16 untersuch-
produkten! sind ungesund. ten Konzerne ausschließlich Werbung für ungesunde
(insbesondere überzuckerte) Produkte machen. Die Selbst-
Obwohl schon regulierung hat also absolut nichts gebracht. Dabei sind
seit Jahren die dramatischen Folgen der unausgewogenen Ernährung
angeprangert (wir berichteten bereits mehrfach), werden längst erwiesen und können Kinder mit gesundheitlichen
Kinder von der Ernährungsindustrie immer noch durch ziel- Schäden ein Leben lang belasten. Laut Angaben der OECD
gerichtete Werbung im Fernsehen, Radio und Internet zum wird in Deutschland sogar jeder fünfte Todesfall durch
Konsum erheblich gesundheitsgefährdender Lebensmittel eine ungesunde Ernährung verursacht. Auch die Verbrau-
angeregt. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein 10-jähri- cherzentrale warnt ausdrücklich: Keines der Spezialpro-
ges Kind in Deutschland circa 100 Werbespots am Tag sieht. dukte für Kinder ist empfehlenswert! Diese würden sich
Der Einfluss der Kinder auf den Einkauf der Eltern ist daher vor allem dadurch auszeichnen, dass sie reichlich Zucker,
nicht zu unterschätzen, so die Verbraucherzentrale (https:// Fett und Zusatzstoffe enthalten und häufig stark überteu-
www.verbraucherzentrale.de). ert sind. Eltern würden durch Sprüche wie „besonders für
den Aufbau gesunder Knochen“ oder „wertvolle Vitamine“
85 Prozent der Lebensmittel hinters Licht geführt.
gesundheitsgefährdend
Eltern müssen Werbe- und
Die seit vielen Jahren von Politik und Gesellschaft gefor- Lebensmittelkonsum kontrollieren
derte freiwillige Selbstregulierung der Lebensmittelindus-
trie, für einen verantwortungsbewussteren Umgang mit Da unsere Politik und die Lebensmittel industrie bisher
direkt an Kinder gerichteter Werbung, kann als geschei- scheinbar lieber auf Einkommen als auf Gesundheit und
tert angesehen werden. Die neueste Foodwatch-Marktstu- Nachhaltigkeit setzen, müssen Erziehungsberechtigte
die macht das besonders deutlich: Mehr als 85 Prozent der weiter besonders aufmerksam sein und Kinder frühzeitig
für Kinder beworbenen Lebensmittel sind aufgrund ihrer sensibilisieren. Ein liebevoll dreinschauender Bär auf der
Bestandteile ungesund. Für die Studie wurden 283 Le- Chipstüte garantiert keinen adäquaten Kindersnack. Die
bensmittel, deren Aufmachung direkt Kinder und Jugend- angesagte Disneyfigur auf dem Müslikarton macht noch
liche ansprechen soll, auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. kein gesundes Frühstück. Sprechen Sie daher mit Ihren
Diese wurden mit den Anforderungen der Weltgesund- Kindern über die Strategien der Werbeindustrie und klären
heitsorganisation (WHO) an ausgewogene Lebensmittel Sie über eine ausgewogene Ernährung auf. Das kann nicht
für Kinder und Jugendliche verglichen. Schockierendes früh genug geschehen!
Ergebnis: 242 der untersuchten Produkte und damit mehr
als 85 Prozent sind gerade für Kinder besonders gesund- Die Quelle und die Ergebnisse der Studie finden Sie hier:
heitsschädlich. Sie enthalten zu viel Zucker, Fett und/oder https://www.foodwatch.org/de/aktuelle-nachrichten/2021/
Salz im Verhältnis zum Bedarf der Heranwachsenden. marktstudie-fast-alle-kinderlebensmittel-sind-ungesund/
Dabei waren bereits im Jahre 2015 89 Prozent dieser
oder ähnlicher Produkte in einer entsprechenden Studie Gute Ernährungstipp für Kinder erhalten Sie unter ande-
aufgefallen! Doch weder die Industrie noch die Politik rem auf der Seite www.fitkid-aktion.de und https://www.
haben es geschafft, ihre Versprechen einzuhalten und den verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-
Schutz der Kinder und Jugendlichen vor den Gefahren von ernaehren/kinderlebensmittel-extrawurst-fuer-den-
Junkfood zu erhöhen. nachwuchs-10725.
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