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Verbraucher Aktuell
Gefahr durch Energydrinks & Co. © Patrick P. Palej, fotolia
Ärzte warnen. Wann kommt die Zucker-Steuer?
Die möglichen Risiken von Ener- Kinder- und Jugendärzte so Frank Ulrich Montgomery, Präsi-
gydrinks beschäftigen Mediziner fordern Lebensmittelam- dent der Bundesärztekammer (BÄK).
bereits seit einiger Zeit. Die pel und Werbeverbot
besonders bei Jugendlichen beliebten „Keine zuckerhaltigen Getränke mehr
Getränke enthalten neben Koffein eine Die Deutsche Diabetes Gesellschaft an Schulen“, fordert auch die Organisa-
Reihe anderer pharmakologisch aktiver (DDG) verweist auf das Vorgehen Groß- tion diabetesDE – Deutsche Diabetes-
Substanzen, u. a. die Aminosäure Tau- britanniens: Dort müssen Hersteller ab Hilfe. Sie setzt sich seit 2012 im Rah-
rin, eine Reihe von Kräutern und jede 2018 eine gestaffelte Abgabe zahlen, men der Kampagne „Diabetes stoppen
Menge Zucker (bis zu 26 Zuckerwür- sofern Getränke die Fünf-Prozent-Gren- – jetzt!“ für ein Verkaufsverbot zucker-
fel pro 500-Milliliter-Dose!). Jüngste ze für Zucker erreichen beziehungswei- haltiger Getränke an Schulen ein. Das
Studien belegen: Bereits ein einziges se überschreiten. Auch Finnland, Frank- gleichzeitige Aufstellen von Trinkwas-
Energygetränk führt zu einer Verände- reich, Belgien, China, Ungarn, Mexiko serstationen könne Übergewicht in
rung der Endothelfunktion der Blut- und einige US-amerikanische Städte der Schule vermeiden helfen. Doch:
gefäße, die auf Dauer das Risiko einer erheben Steuern auf zugesetzten Zu-
Gefäßerkrankung erhöhen könnte. cker. Kinder- und Jugendärzte fordern Deutsche Politiker sind
Führende Kardiologen raten Jugendli- seit Jahren die „Lebensmittelampel“, sich nicht einig. Der Ge-
chen, Schwangeren, Erwachsenen mit eine Zuckerabgabe, ein Werbeverbot setzgeber schweigt
Koffeinsensitivität sowie Menschen für süße Getränke und die Verringerung
mit kardiovaskulären Erkrankungen des Zuckergehalts in Lebensmitteln. Während man in der SPD eine Zucker-
und solchen, die Medikamente ein- abgabe für sinnvoll und notwendig er-
nehmen, deshalb vom Konsum von „Wir brauchen mehr Schutz vor Zu- achtet, lehnt die Union eine politische
Energydrinks ab. Außerdem sollten cker für Kinder und Jugendliche, Steuerung durch eine Zuckersteuer
Energydrinks maximal einmal täglich denn Zucker macht dick und krank, er sowie Überlegungen aus der SPD, den
und niemals zusammen mit Alkohol verursacht Diabetes Typ II, Gefäßer- Verkauf stark koffeinhaltiger Energy
oder vor dem Sport getrunken werden. krankungen, orthopädische Probleme drinks an Jugendliche zu verbieten,
Auch die Weltgesundheitsorganisa- und Karies. Das ist wissenschaftlich strikt ab. Das Argument: Verbote liefer-
tion schlägt Alarm für die Gesund- bewiesen“, sagte der Präsident des ten keine Antworten und erhöhten den
heit: Die Organisation empfiehlt, im Berufsverbandes der Kinder- und Konsumreiz. Auch seien 2014 die eu-
Mittel nicht mehr als sechs Teelöffel Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach. ropäischen Vorgaben für Energydrinks
Zucker in verarbeiteten Lebensmit- mit Grenzwerten und Warnhinweisen
teln pro Tag zu sich zu nehmen, das „Wir müssen bereits in den Kinder- weiter verschärft worden. Aktionismus
entspricht 25 Gramm. In der Reali- gärten und Schulen vermitteln, dass helfe niemandem. Kinder müssten
tät liegt die Zuckeraufnahme durch gesunde, frische Lebensmittel ein von ihren Eltern zu einem verantwor-
Lebensmittel in Deutschland jedoch Genuss sind. Diese Erfahrung ist die tungsvollen Konsum erzogen werden.
bereits bei 90 Gramm pro Tag. beste Grundlage, um sich auch als
Erwachsener bewusst zu ernähren“, Quelle: Deutsches Ärzteblatt 2018
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