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FAMILIENMAGAZIN OLDENBURG 4 | 2019
E-Scooter
Ein Beitrag zur Verkehrswende?
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n vielen deutschen Städten gehören Akkus, kann, gemäß der Kalkulation In allen Städten, in denen die Roller
sie bereits zum täglichen Erschei- des UBA, bereits nach 165 Km die bisher zugelassen sind, gibt es ver-
Inungsbild: die E-Scooter bzw. Elek- CO -Emmission der Akku-Herstellung gleichbare Schwierigkeiten. Es fehlen
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troroller. Seit Juni 2019 im Straßen- beglichen werden – allerdings nur, weitgehend Regelungen für das Parken
verkehr zugelassen, sorgen sie für viel wenn der E-Roller (oder auch ein Pe- bzw. designierte Parkplätze. Die Roller
Diskussion. Sie bedeuten für die einen delec) statt eines Pkws benutzt wird. stehen im Weg, behindern Fußgänger
großen Spaß, denn in vielen Städten Wer zum Beispiel als Pendler für den oder Fahrradfahrer. Das geräuschlose
sind die Roller günstig auszuleihen. Für Weg bis zum Bahnhof das Auto stehen und schnelle Fahren führt leichter zu
andere Verkehrsteilnehmer bergen sie lässt und dafür einen E-Roller nimmt, Kollisionen mit anderen Verkehrsteil-
einfach nur zusätzliches Konfliktpo- trägt zur Verbesserung der Ökobilanz nehmern. Viele Rollerfahrer, die den
zential. Während in Berlin schon 9.000 bei. Verglichen mit dem Fahrrad, mit neuen Mobilitätstrend ausprobieren
solcher Roller zum sofortigen Ausleihen dem sich in der Regel entsprechende wollen, wissen nicht, welche Verkehrs-
per App in der Stadt verteilt stehen, Strecken gleichschnell bewältigen regeln für sie gelten. So fahren sie
sind in Oldenburg die E-Roller-Verleih- lassen – und dazu noch mit Gepäck! –, teilweise auf dem Gehweg oder der
dienste noch in ihren Startlöchern. ist die Ökobilanz sicherlich schlechter. Straße, obwohl (soweit vorhanden) die
Radwege zu benutzen sind. Vergessen
Gedacht sind sie als Teil der Ver- Die Zahlen aus Berlin lassen darauf wird auch häufig, dass die gleichen
kehrswende, also als Beitrag zur schließen, dass derzeit kaum ein Auto Promillewerte gelten wie für Autofahrer
umweltfreundlichen Verkehrspolitik. dank der E-Scooter stehen bleibt. Die und für unter 14-Jährige die Benutzung
Der Umstieg vom Auto zum emissions- zurückgelegten Wege mit dem Elek- gänzlich untersagt ist. Das Nebenein-
ärmeren Scooter soll für bessere Luft troroller betragen durchschnittlich 2 anderfahren, Zu-zweit-Fahren und das
und weniger Lärm in den Städten Km und werden insbesondere abends Fahren ohne Straßenzulassung stellen
sorgen. Aber wie steht es tatsäch- und am Wochenende gefahren. Eine ebenfalls Ordnungswidrigkeiten dar
lich um die Ökobilanz der Roller? Umfrage belegt, dass fast die Hälfte der und werden mit Bußgeldern geahndet.
Befragten ohne verfügbaren Roller zu
Das Umweltbundesamt (UBA) veröffent- Fuß gegangen wäre. Nur 29 Prozent ga- Damit bleibt festzuhalten: Elektroroller
lichte dazu kürzlich Zahlen und siehe ben an, damit eine Auto- oder Taxifahrt können einen kleinen Beitrag zur Ver-
da, die Elektroroller ersetzen in erster ersetzt zu haben. Die E-Scooter dienen kehrswende leisten, aber dieser sollte
Linie nicht Autos, sondern den umwelt- also überwiegend als Freizeitaktivität unter Berücksichtigung des derzeitigen
freundlicheren Fuß- und Radverkehr! In oder Touristenattraktion. Sollte diese Nutzungsverhaltens nicht überbewertet
Städten mit guten öffentlichen Ver- Tendenz auf die Mehrheit der Nutzer werden. Das Fazit des UBA lautet: „Für
kehrsnetzen bringen die Roller deshalb anderer deutscher Städte übertrag- eine lebenswerte Stadt für morgen –
bisher eher Nachteile für die Umwelt. bar sein, so wären die E-Roller ganz umweltfreundlich mobil, lärmarm, grün,
Weil die überall abgestellten Roller das klar kein Beitrag zur Verkehrswende. kompakt und durchmischt – müssen
Zufußgehen und Fahrradfahren eher es weniger private Pkw werden.“ Das
unattraktiv machen, würden sie sogar Ein weiterer wichtiger Aspekt bei UBA plädiert daher für eine Verkehrs-
eine Bedrohung für die bestehende der Ökobilanz ist die Lebensdauer wende, die den Schwerpunkt nicht auf
Infrastruktur darstellen, so das UBA. der E-Roller. Dazu gibt es aber laut die E-Scooter legt, sondern vielmehr
UBA noch keine gesicherten Daten. zum einen auf den Ausbau des öffent-
Die Ökobilanz der E-Scooter ist tat- Erste Untersuchungen gehen von lichen Verkehrsnetzes mit sicheren
sächlich besser als die der Autos. Wenn einer sehr geringen Lebensdauer und bequemen Fuß- und Radwegen
die E-Roller die Autofahrt ersetzen, aus (28 Tage bis zwölf Monate). und zum anderen auf den Abbau
dann werden CO -Emissionen und umweltschädlicher Subventionen.
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Luftschadstoffe vermieden. Berück- Neben den ökologischen Aspekten sind
sichtigt man die Emissionen bei der bei der Verkehrswende auch Fragen der Quelle: Umweltbundesamt (September 2019),
Herstellung der Roller und deren Sicherheit und Infrastruktur relevant. E-Scooter kein Beitrag zur Verkehrswende.
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